Erhöhte Futternäpfe für Hunde: Hilfreich oder schädlich?

In vielen Haushalten gehört eine Napfhalterung zur Grundausstattung für den Hund. Die Idee dahinter ist verbreitet: Fressen in Schulterhöhe soll Fehlstellungen der Vorderläufe verhindern und das Tier entlasten. Doch eine nähere Betrachtung zeigt, dass diese Annahme nicht in jedem Fall zutrifft – und sogar Risiken bestehen können.

Erhöhte Futternäpfe

Zunächst erscheint der Einfluss der Körperhaltung beim Fressen auf die Gesundheit der Beine gering. Der Zeitraum, in dem der Hund frisst, ist vergleichsweise kurz, und eine Belastung der Gelenke über wenige Minuten hinweg ist kaum relevant. Wesentlich bedeutsamer ist jedoch die Wirkung der Fressposition auf den Verdauungstrakt.

Wird das Futter direkt vom Boden aufgenommen, nimmt der Hund eine natürliche Haltung ein: Der Oberkörper neigt sich leicht nach vorn, wodurch der Magen eine stabile Lage einnimmt und der Speiseweg vom Maul bis zum Magen nahezu gerade verläuft. Dies erleichtert das Schlucken und reduziert die Gefahr, beim Fressen Luft zu schlucken.

Anders verhält es sich bei erhöht aufgestellten Näpfen. In dieser Position krümmt sich die Speiseröhre deutlich, vergleichbar mit einem S-förmigen Verlauf. Dadurch steigt das Risiko, dass der Hund mehr Luft aufnimmt. Besonders Tiere, die hastig fressen oder zu gieriger Nahrungsaufnahme neigen, sind gefährdet. Bei ihnen kann der Kehlkopf länger geöffnet bleiben, was die Gefahr des Verschluckens erhöht.

Auch ein Blick auf das wildlebender Hunde und Caniden zeigt: In der Natur fressen diese Tiere stets vom Boden. Es gibt keine Erhöhung, keine Halterung – und dennoch treten bei diesen Populationen keine vermehrten orthopädischen Probleme beim Fressen auf. In der Praxis dient die Napferhöhung daher eher der Ordnung im Haushalt. Sie verhindert das Verrutschen des Futternapfes und erleichtert dem Menschen das Befüllen.

Bei genauer Betrachtung ist ein erhöhter Napf also keineswegs ein Muss. Vielmehr handelt es sich um eine Frage des Komforts – meist für den Halter, nicht für das Tier. Idealerweise sollte der Napf auch in einer Halterung so tief stehen, dass der Hund in natürlicher Haltung fressen kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen liefern weitere Hinweise auf mögliche Risiken. Eine groß angelegte Studie der Purdue University aus dem Jahr 2000, an der über 1.600 Hunde großer und sehr großer Rassen beteiligt waren, zeigte: Die Verwendung von erhöhten Futternäpfen kann das Risiko für Magendrehungen (Gastric Dilatation-Volvulus, GDV) deutlich steigern. Bei großen Hunden erhöhte sich das Risiko um das 2,7-Fache, bei sehr großen um das Doppelte.

Diese Erkenntnisse führten zu einer Neubewertung bestehender Empfehlungen. Viele Tierärzte raten seither nicht mehr grundsätzlich zur Verwendung erhöhter Näpfe, sondern prüfen den Einzelfall.

Auch die Weltvereinigung der Kleintierpraktiker (WSAVA) spricht sich in ihrem Literaturüberblick gegen die pauschale Anwendung von Napfhalterungen aus. Laut dem Global Nutrition Committee der WSAVA sollte eine erhöhte Fütterung nur bei bestimmten medizinischen Indikationen erfolgen – etwa bei diagnostiziertem Megaösophagus, Arthrose oder Wirbelsäulenbeschwerden.

Die gängige tierärztliche Praxis folgt dieser Einschätzung. Eine Erhöhung des Futternapfes kann sinnvoll sein, wenn eine Erkrankung vorliegt, die das Herabsenken des Kopfes erschwert oder schmerzhaft macht. Bei gesunden Tieren – insbesondere solchen großer Rassen – sollte jedoch mit Vorsicht abgewogen werden, da eine erhöhte Position das Risiko für eine Magendrehung begünstigen kann.

Die Entscheidung für oder gegen eine Napfhalterung sollte daher nicht allein aus ästhetischen oder praktischen Gründen getroffen werden. In den meisten Fällen ist eine Fütterung direkt vom Boden die gesündere und risikoärmere Wahl.